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Careship Magazin > Hilfe für Angehörige
In Deutschland gelten knapp 3 Millionen Menschen als pflegebedürftig. Mehr als zwei Drittel werden innerhalb der eigenen Wohnung betreut. Etwa 47,4 Prozent aller Pflegebedürftigen, also knapp 1.232.000 Menschen, befinden sich dabei ausschließlich in der Obhut eines Angehörigen. Letztere sind tagtäglich enormen Stresssituationen und persönlichen Belastungen ausgesetzt, die selbst krank machen können.
Viele Menschen stehen oft vor einer scheinbar unlösbaren Aufgabe, wenn es darum geht, Angehörige zu pflegen. Das Leben gerät dabei schnell mal aus den Fugen, denn man muss sich nicht nur um eine Unzahl an organisatorischen Aspekten kümmern, sondern auch mit den Gefühlen umgehen, die mit einer solchen Situation einhergehen. Dazu kommt, dass Angehörige ihre eigene Lebenssituation zu meistern haben. Beruf, Familie, Kinder und vieles mehr sind Faktoren, die enorme Belastungen mit sich bringen. Kommt auch noch ein:e Angehörige:r dazu (oder mehrere), die gepflegt werden müssen, kann die Belastung zu einem Burnout führen.
Nicht unterschätzen sollte man dabei die emotionale Lage von pflegenden Angehörigen. Oft sind sie – aufgrund von Zeitmangel und eigenen Problemen – nicht in der Lage, sich um Familienmitglieder ausreichend zu kümmern. Dabei entstehen Gefühle wie Schuld, Selbstzweifel und das Gefühl, nicht genug zu tun. Viele Angehörige entwickeln auch Gefühle der Ablehnung gegenüber der zu pflegenden Person, da sich die Dynamik innerhalb der Beziehung unausweichlich verändert. Pflegen Angehörige ihre Eltern oder einen Elternteil, kehren sich hier die Rollen um und man steht plötzlich in der Elternpflicht den eigenen Eltern gegenüber. Handelt es sich bei der zu pflegenden Person um die/den Partner:in, ist die Situation für Betroffene häufig noch schwieriger. Der Respekt kann verloren gehen und romantische Gefühle bleiben nicht selten auf der Strecke.
Laut Psychologin und Präsidentin des Berufsverbandes Österreichischer PsychologInnen Beate Wimmer-Puchinger, liegt sowohl die professionelle als auch die häusliche Pflege großteils in weiblicher Hand. 80,8 Prozent der pflegenden Angehörigen sind Frauen. Davon sind 31,3 Prozent im Alter zwischen 51 und 60 Jahren. Darin liegt auch das Problem: Sich um die anderen sorgen und dabei zu wenig auf sich selbst zu achten, ist ein klassisches weibliches Verhalten. Aus internationalen Studien geht hervor, dass Pflege und Übernahme von viel Verantwortung krank macht.
Burnout-Symptome zu erkennen ist oft schwierig, denn meist verläuft dieses Krankheitsbild schleichend, bis es in Zusammenbrüchen und starken Depressionen mündet. In unserer heutigen schnelllebigen Zeit haben wir gelernt, die Signale unserer Körper und unserer Psyche weitestgehend zu ignorieren und uns selbst bis zum Äußersten anzutreiben. Im Folgenden werden Symptome aufgelistet, die bei der Identifizierung von Burnout-Gefährdeten helfen sollen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, auf den man als pflegende:r Angehörige:r achten sollte, ist die Beziehung bzw. eine Veränderung in der Beziehung zur Person, die gepflegt wird.
Zum einen entstehen häufig zunehmende Hilflosigkeit, zum anderen aber auch aggressive Impulse. Besonders belastend ist die Betreuung von Angehörigen mit Demenz oder Alzheimer. Hier fehlt es an positiver Rückmeldung. Ein großer Gefahrenherd ist körperliche und seelische Gewalt – in beide Richtungen. Problematisch ist dabei, dass es stark tabuisiert ist, im Verborgenen passiert und daher Hilfestellung nur sehr schwer möglich ist.
Meist ist „Feedback“ in Form von Rückmeldungen nur selten gegeben ist. Kritik, Maßregelungen und dergleichen werden dann jedoch ungleich höher eingeschätzt, was auf die Psyche und die ohnehin belastende Situation wirkt.
Hier sind einige Ratschläge, um effektiv gegen Burnout-Symptome vorzugehen und präventiv zu handeln:
Hier finden Sie einige Anlaufstellen für pflegende Angehörige, um sich mit anderen Betroffenen auszutauschen sowie Informationen und emotionale Unterstützung zu erhalten:
Die Situation, einen nahen Verwandten pflegen zu müssen, ist für alle Seiten neu und schwierig. Das eigene Leben, die Familie, die Kinder – zu viel leidet darunter, wenn alles plötzlich nur auf einen Punkt fixiert ist. Es ist daher wichtig, nicht ausschließlich in Eigenregie vorzugehen und Dritte ohne Absprache mit einzubeziehen. Die Möglichkeiten innerhalb einer Familie sind vielfältig, nicht eine Person muss die ganze Last tragen: